Univ.-Prof. Dr. med. Annerose Keilmann

Warum sind Sie Ärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie und HNO-Ärztin geworden?

Ich finde Sinnesphysiologie extrem spannend und singe schon mein Leben lang hobbymäßig in Chören. Außerdem stellen sich für die zukünftige Ärztin immer die Fragen „operieren oder nicht“, ich wollte lieber operieren, und „Spezialistin oder Generalistin“, ich wollte lieber eine hohe Spezialisierung, und das konnte ich mit meiner Fächerwahl realisieren.

Seit wann arbeiten Sie schon als Ärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie und HNO-Ärztin – und wie lange sind Sie schon Teil unseres Teams?

Ich bin seit 28 Jahren im Beruf und seit 4 Jahren im Stimmheilzentrum Bad Rappenau.

Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß? Was weniger?

Am meisten Spaß macht mir die für mein Fach Phoniatrie und Pädaudiologie typische interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Logopädie, Psychologie, Pflege, Ernährungsberatung, Sporttherapie, Physiotherapie, Ergotherapie, Sozialberatung, Kunsttherapie. Mich erfüllt mit Freude, wie viel wir mit „sprechender Medizin“, übenden Therapien sowie physikalischen Maßnahmen wie Inhalationen zusammen mit den PatientInnen erreichen können.

Mit Sorge erfüllt mich die Zukunft des Gesundheitswesens, d.h. ob in Anbetracht der demographischen Entwicklung bei knapper werdenden Ressourcen die richtigen (d.h. weniger wichtigen) Leistungen eingespart werden.

Welche Eigenschaften sollte man als Ärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie und HNO-Ärztin unbedingt mitbringen?

Wie jede ÄrztIn eine solide medizinische Grundausbildung, dazu fachspezifisches Wissen, das man sich an einer geeigneten Weiterbildungsklinik angeeignet hat und stetig durch Fortbildungen aktualisiert, ein offenes Ohr für die PatientIn bei gleichzeitig guter Gesprächsführungstechnik, damit die Gespräche auch zielführend verlaufen, ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und manuelles Geschick.

Was ist das Besondere an der Reha in Bad Rappenau?

Für StimmpatientInnen gibt es ja nur 3 Rehakliniken in Deutschland, und wir sind diejenige mit der längsten Geschichte. Eine Reha in Rehakliniken mit anderen Schwerpunkten ist für StimmpatentInnen oft frustrierend. Wenn also bei einer StimmpatientIn die Möglichkeiten einer ambulanten Stimmtherapie ausgereizt sind, sollte unbedingt die Möglichkeit einer stationären Reha geprüft werden. Die intensive interdisziplinäre Therapie in einer anderen Umgebung kann das Problem oft lösen, die Arbeitsfähigkeit dauerhaft erhalten oder wieder herstellen werden und den Menschen aus dem sozialen Rückzug befreien.

Für unsere PatientInnen, die zur Anschlussreha oder onkologischen Reha kommen, ist es oft sehr positiv, dass alle MitpatientInnen einen Kopf/Hals-Tumor hatten, also ein ähnliches Schicksal haben und im Stimmheilzentrum ausnahmslos Fachärzte für HNO und /oder Phoniatrie und Pädaudiologie für sie da sind. Der täglich mehrfache fachliche Austausch zwischen Fachärzten, Logopädie, Psychologie, Ernährungsberatung und den übrigen Berufsgruppen erlaubt eine für die jeweilige Symptomatik optimierte Therapie.